Hilfe, ich bin heiser! – Soforthilfe für die Stimme (Teil 1/4)

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»Des Sängers Fluch«. Karikatur von Johannes Dropmann (© Redaktion ALUAN)

musikschulwelt’s Sänger-Ratgeber für die kalte Jahreszeit

»Bleibt mir bloß alle gesund!« Mit diesen Worten verabschiedet sich so manch geplagter Chorleiter kurz vor einem anstehenden Konzert. Aber oft schon der Gedanke daran, dass man ausgerechnet jetzt krank werden könnte, lässt manchen Sänger schwer schlucken. Und spätestens zwei Tage vor dem Konzert wacht er mit Halsschmerzen auf und bekommt keinen Ton mehr heraus. Ein halbes Jahr proben – und jetzt alles umsonst?

Die Psyche singt mit
Selbst erfahrene Sängerinnen und Sänger kennen dieses Phänomen: Kurz vor dem Konzert treten plötzlich ganz unerklärlich Halsschmerzen auf. Der deutsche Opern- und Rocksänger Peter Hofmann wusste in diesem Zusammenhang zu berichten: »Komischerweise kann ich mich nicht erinnern, jemals erkältet gewesen zu sein, bevor ich Sänger wurde … Eines Tages kapierte ich, dass Erkrankungen der Atemwege, gerade der Bronchien, psychosomatisch bedingt sind.« Neben der durch Erkältungsviren ausgelösten Entzündung können Heiserkeit bzw. Halsschmerzen auch durch zu trockene Raumluft, überstarke Beanspruchung der Stimmbänder, zu wenig Flüssigkeitszufuhr oder durch regelmäßiges Einatmen von Reizstoffen ausgelöst werden. Damit es erst gar nicht zu Heiserkeit, also zum Anschwellen der Kehlkopfschleimhaut sowie der Stimmbänder kommt, können grundsätzlich einige vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden.

Rücksichtnahme auf ein hochsensibles Instrument
Die Stimme sollte auf jeden Fall geschont werden, was heißt: am Aufführungstag möglichst wenig sprechen. Wenn es denn doch sein muss, sollte dies unter geringstem Luftverbrauch, aber mit voller Resonanz geschehen. Falsch wäre es zu glauben, dass Flüstern die Stimme schont; nein, das Gegenteil ist der Fall: Wer flüstert, der lügt zwar nicht immer, aber er schadet immer seiner Stimme. Lachen ist – so schwer es auch fällt – ebenfalls tabu. Zur Stimmschonung gehört des Weiteren der Verzicht auf Nikotin, Alkohol und auf scharfe Gewürze. Da die Atemwege viel Feuchtigkeit benötigen, sollte trockene Raumluft gemieden werden. Der Aufenthalt in staubfreien und gut gelüfteten Räumen ist ratsam.

Von Salbei bis zum Emser Salz
Zur Anregung der Speichelproduktion ist es empfehlenswert, ständig (möglichst zuckerfreie) Bonbons zu lutschen. Pastillen, welche beispielsweise Isländisch-Moos, Emser Salz, schwarze Johannisbeere oder – wie etwa die Halspastillen »ipalat« der Firma Dr. Pfleger – Kräuterextrakte aus Primelwurzel, Salbei und Anis enthalten, bieten sich hier besonders an. Als weiteres wichtiges Gebot gilt: viel trinken. Am wohltuendsten sind Getränke wie heiße Zitrone mit (frischem geriebenem Ingwer und) Honig, warme Milch mit Honig oder aufgelösten Emser-Pastillen sowie Apfel-, Kamillen- oder Salbeitee. Wer‘s mag, kann Eiweiß schaumig schlagen, es mit Honig und Zitronensaft mischen und das Gebräu vor dem Herunterschlucken möglichst lange im Halsbereich einwirken lassen. Auch Apfelessig soll – vor allem bei Halsschmerzen – eine heilende Wirkung haben: Man nehme ein Glas zimmerwarmen Wassers, einen Esslöffel Apfelessig sowie einen Teelöffel Bienenhonig und spüle damit den Hals-Rachen-Bereich in kleinen Schlucken, die man dann wieder ausspucken darf.

Gurgeln nicht empfehlenswert
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Gurgeln – entgegen der früher vertretenen Auffassung – bei Halsentzündungen nicht unbedingt empfehlenswert ist. Der Kehlkopf wird mit Gurgellösungen nicht erreicht, dafür können sich lösende Krankheitskeime weiter munter im Hals- und Rachenbereich ausbreiten. [Annett Reischert-Bruckmann]

In Teil 2 und in Teil 3 erhalten Sie detaillierte Empfehlungen aus der bewährten Hausapotheke (»Omas Wickel & Co.«) und erfahren, welche Maßnahmen so berühmte Sänger wie Enrico Caruso ergriffen haben (»Prominente Hälse«), um ihre Stimme unbeschadet durch den (kalten) Alltag zu bringen. Zum Abschluss dieses Specials liefert Ihnen musikschulwelt die »Acht goldenen Regeln für die Stimme«. Schauen Sie also bald wieder vorbei …

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