Hilfe, ich bin heiser! – Soforthilfe für die Stimme (Teil 3/4)

 

»Des Sängers Fluch«. Karikatur von Johannes Dropmann (© Redaktion ALUAN)

»Des Sängers Fluch«. Karikatur von Johannes Dropmann (© Redaktion ALUAN)

musikschulwelt’s Sänger-Ratgeber für die kalte Jahreszeit

Auch die großen SängerInnen scheuen Halsentzündungen wie der Teufel das Weihwasser. Für den Fall der Fälle haben sie (nicht unbedingt nachahmenswerte) individuelle Therapien entwickelt. So machte sich der legendäre Tenor Enrico Caruso eine ganz besondere Halsreinigungstechnik zu eigen: Vor dem morgendlichen Gurgeln sprühte er sich eine von seinen Leibärzten zusammengestellte Mixtur auf sein Halszäpfchen. Stand ein Auftritt bevor, so verschärfte er sein Zeremoniell.

Prominente Hälse
Beim Mittagessen vermied er Speisen, die er nie zuvor gegessen hatte. Nach dem dreiminütigen Zähneputzen folgte das Gurgeln mit lauwarmem Wasser, in dem er zuvor kastanienbraune Salzkristalle oder zehn Tropfen Anis und fünf Tropfen Orangensaft aufgelöst hatte. Danach atmete er acht Minuten lang eine Lösung aus Natriumkarbonat und Glyzerin ein. Es folgte ein erneutes Gurgeln mit sterilem Kaltwasser und das Einträufeln von sechs Salzspritzern pro Nasenloch. Dann reichte ihm einer seiner Diener mehrere mit Menthol und Vaseline bestrichene Wattestäbchen, mit denen der Sänger über seine Halswände strich. Caruso rechtfertigte seine langwierige Halsreinigungszeremonie mit den Worten: »Ihr habt ja keine Ahnung, wie viel Schmutz tagtäglich in den Hals und in die Nase gelangt.« Anschließend steckte er sich dann übrigens genüsslich eine Zigarette an …

Ein lästiges Naturgeschenk
Ob erkältet oder nicht: Es steht fest, dass die Stimme ein sehr empfindliches, höchst anfälliges Instrument ist, das es ständig zu pflegen gilt. Die deutsch-amerikanische Koloratursopranistin Frieda Hempel wusste nur zu gut um die vielen Einschränkungen, die ein Sängerleben mit sich bringt: »Eine schöne Stimme haben, ist ein Naturgeschenk. Eine schöne Stimme zu erhalten, ist eine oft recht lästige Aufgabe. Wir können nicht versuchen, wie andere Menschen zu leben. Es ist ein ewiges Opferbringen.« Diese Meinung teilte auch der Startenor Luciano Pavarotti: »Junge Sänger müssen es sich angewöhnen, sich wie Babys zu behandeln.«
So selbstverständlich wir das Stimmorgan Tag für Tag – und zuweilen recht extrem – benutzen, so bewusst sollten wir auch damit umgehen und es dementsprechend pflegen. Denn schon der französische Schriftsteller Romain Rolland erkannte: »Der Mensch kann ohne Gesang ebenso wenig auskommen wie ohne Brot.« [Annett Reischert-Bruckmann]

In Teil 1 haben wir Ihnen einige allgemeine Empfehlungen gegeben und in Teil 2 Omas Krautwickel & Co. unter die Lupe genommen, um Ihre Stimme unbeschadet durch den (kalten) Alltag zu bringen. Zum Abschluss dieses Specials liefert Ihnen musikschulwelt die »Acht goldenen Regeln für die Stimme«. Schauen Sie also bald wieder vorbei …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte lösen Sie diese Aufgabe: * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.