Eine für die Zukunft: Alexandra Suhr, Violine

musikschulwelt porträtiert hochtalentierte junge Nachwuchsmusiker

Sie haben das Musizieren für sich entdeckt und investieren dafür einen Großteil ihrer Freizeit. Sonst sind sie eine/einer von euch, sitzen womöglich neben Dir in der Klasse, Du begegnest ihnen auf den Gängen der Musikschule oder sie wohnen vielleicht gleich nebenan. Ob sie später einmal Profimusiker werden wollen, spielt noch keine Rolle. Sie haben einfach Spaß an ihrem Instrument und offenbaren dabei ein besonderes Talent.

Alexandra Suhr ist seit Ende 2009 Mitglied im Bundesjugendorchester – quasi der Ritterschlag für junge Nachwuchsvirtuosen. In diesen Tagen befindet sie sich gerade auf der Zielgeraden zum Abitur. Dass die Musik einmal eine so bedeutende Rolle in ihrem Leben spielen würde, war zu Beginn überhaupt nicht abzusehen, als die Kölnerin im Alter von sieben Jahren ihren ersten Violinunterricht erhielt …

Das alles war zunächst völliges Neuland für mich, weil ich vorher nichts mit Musik zu tun hatte. Daher hat es mir sehr geholfen, dass ein Elternteil ganz zu Beginn immer in meinem Unterricht dabei war und mir dadurch eine Hilfestellung beim Üben bieten konnte. Das hat mir den Einstieg in dieses für mich völlig neue Gebiet sicherlich erleichtert.

musikschulwelt: Wann bist Du denn dem Zauber der Violine verfallen?

Meine Begeisterung für die Geige habe ich einer Grundschulfreundin zu verdanken. Sie spielte schon seit einigen Jahren Geige, und seit ich sie einmal spielen gehört hatte, lag ich meinen Eltern ununterbrochen mit dem Wunsch in den Ohren, auch Unterricht nehmen zu dürfen.

Mit der Zeit und den verschiedenen Erfahrungen, die ich mit meinem Instrument machen durfte, ob solistisch, kammermusikalisch oder im Orchester, habe ich entdeckt, wie vielfältig man sich in der Musik ausdrücken kann und wie viel Freude es macht, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten. Das hat mich von Anfang an sehr fasziniert und begeistert mich noch heute immer wieder aus Neue.

Das Bundesjugendorchester bei der Verleihung des Würth-Preises der Jeunesses Musicales Deutschland 2011 (Reinhold Würth am Rednerpult, dahinter Prof. Martin Maria Krüger, der Präsident des Deutschen Musikrats)

Vom Gemeinschaftserlebnis profitiert man ungemein

musikschulwelt: Die Begegnung mit anderen Musikern stellt für Dich also einen wesentlichen Reiz dar?

Das Gemeinschaftserlebnis, das man bei der Arbeit mit anderen Musikern, ob gleichaltrig oder nicht, erlebt, ist etwas ganz Besonderes. Es ist eine Erfahrung, die ich nicht nur für die musikalische, sondern auch für die persönliche Entwicklung für sehr bereichernd und unverzichtbar halte – und das jedes Mal aufs Neue.

musikschulwelt: Seit diesem Semester bis Du parallel zur Schule Jungstudentin an der Musikhochschule – und darüber hinaus ja auch noch Mitglied in gleich mehreren Orchestern bzw. Ensembles. Bleibt da dabei überhaupt Zeit für andere Hobbys oder »unmusikalische« Freunde?

Viel Zeit bleibt neben Schule und Musik leider nicht, das ist wahr. Schon seit einigen Jahren steht meine musikalische Ausbildung im Vordergrund, worunter andere Hobbys leider zu leiden hatten. Aber wenn man all das auf einem hohen Niveau bewältigen will, muss man Prioritäten setzen und die Konsequenzen ziehen, so schwer es einem auch fällt.

Trotz allem finde ich es aber sehr wichtig, genügend Zeit für seine Freunde zu finden, denn sie sind ein wichtiger, unverzichtbarer Teil im Leben. Daher verabrede ich mich in meiner Freizeit sehr gerne, auch wenn diese leider nur begrenzt ist und ich mir natürlich wünschen würde, öfter etwas unternehmen zu können.

Der eigene Anspruch setzt die Prioritäten

musikschulwelt: Um so erfolgreich zu werden – Du bist ja u.a. auch Stimmführerin im Bundesjugendorchester sowie Konzertmeisterin des Jugendsinfonieorchesters der Rheinischen Musikschule Köln und der Mendener Kammerphilharmonie –, muss man sicher viel und lange üben …

Zu Beginn habe ich täglich eine Stunde geübt. Mit der Zeit und dem steigenden Anspruch, den man an sich selbst und seine musikalische Arbeit stellt, steigt natürlich auch das Pensum. Für die gezielte Arbeit ist daher natürlich eine gewisse Systematik beim Üben von Vorteil. Technik gehört am Anfang jeder Einheit auf jeden Fall dazu, bevor man zur Literatur übergeht. Ein solches systematisches Vorgehen ermöglicht eine konzentriertere Arbeit und hilft, effektiver voranzukommen.

musikschulwelt: Welches sind denn Deine musikalischen Favorits?

Ich bin in meinem Geigenspiel mit der Klassik aufgewachsen. Auch wenn es mich immer wieder in den Fingern juckt, bin ich bisher, abgesehen von vereinzelten Improvisationsprojekten und Ausflügen in die moderne Musik, immer in diesem Genre geblieben. Was mich sehr interessiert, ist der Jazz. Ich hoffe, dass sich mir irgendwann die Gelegenheit bietet, auch in dieser Musikrichtung Erfahrungen sammeln zu können.

Wenn man dann aber einen Blick in meine Musiksammlung wirft, ist man vielleicht zuerst eventuell etwas verwirrt, denn man wird einen bunten Mix aus den verschiedensten Musikrichtungen finden. Ich höre alles, was mir gefällt, bunt durcheinander, ohne groß auf Etikette oder Ähnliches zu achten.

Den eigenen Spaß spürt auch das Publikum

musikschulwelt: Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft, bei vielen aber auch die Nerven. Hast Du als mehrfache »Jugend musiziert«-Preisträgerin damit keine Probleme?

Gerade Wettbewerbe sind dazu da, dass sich die Teilnehmer untereinander messen. Bis zu einem gewissen Punkt ist das auch sicherlich sinnvoll und fördert die Motivation, im eigenen Bereich weiterzukommen. Meiner Meinung nach sollte man sich aber nicht zu sehr darauf konzentrieren, was andere leisten, sondern das Hauptaugenmerk auf seiner eigenen Arbeit lassen.

Bei mir persönlich ist Lampenfieber von Auftritt zu Auftritt unterschiedlich ausgeprägt, ohne dass ich eindeutig sagen könnte, ob ich nun bei Bewerbungsvorspielen oder Wettbewerben nervöser bin als bei Konzertauftritten. Ich denke, das Einzige, was man tun kann, um Lampenfieber zu bewältigen, ist, sich so gut wie möglich vorzubereiten. Man gibt sein Bestes, und wenn man Spaß an dem hat, was man tut, merkt das auch das Publikum.

musikschulwelt: Was hat Alexandra Suhr für die nähere Zukunft geplant?

Im Frühjahr 2012 werde ich erst mal mein Abitur machen und mich, wie es im Moment aussieht, an verschiedenen Hochschulen bewerben, um Musik zu studieren. Mein Traum ist es, später in einem guten Profiorchester spielen zu dürfen. Mal sehen, was daraus wird …