Instrumentalunterricht – die Alternativen

Wo findet in Deutschland Instrumentalunterricht statt? In den Regelschulen üblicherweise nicht, weil das Schulfach „Musik“ überwiegend musiktheoretisch ausgerichtet ist. Weder das Singen noch das Spielen eines Instrumentes werden hier erlernt, es sei denn beim Klassenmusizieren. Doch das bieten nur wenige Schulen an.

Zu diesen Ausnahmen können Sie hier weiterlesen und – zunächst für NRW – haben wir für Sie Regelschulen mit Musikklassen zusammengestellt.

Wer seinem Nachwuchs also jenseits vom Klassenmusizieren eine praktische musikalische Bildung ermöglichen will, oder aber selber ein Instrument erlernen möchte, muss dies selbst organisieren und finanzieren. Hierbei können Sie zwischen unterschiedlichen Anbietern wählen.

Es gibt zur Auswahl:

  1. öffentliche Musikschulen
  2. private Musikschulen
  3. selbständige Musikpädagogen
  4. Musikvereine
  5. Musikfreizeiten als Kompaktangebote

Die Unterschiede

Öffentliche Musikschulen sind kommunale Einrichtungen, die in der Regel öffentlich gefördert werden. Ihr breites Unterrichtsangebot umfasst die musikalische Früherziehung, Instrumental- und Vokalfächer, Ensembleunterricht, aber auch Ergänzungsfächer wie z.B. Musikgeschichte und Komposition. Sowohl für die Qualifikation der Lehrenden als auch für die Gestaltung des Unterrichts gelten konkrete Standards. In öffentlichen Musikschulen gibt es unterschiedlichste Ensembles, sodaß die Schüler in der Regel immer auch die Möglichkeit haben, angeleitet gemeinsam mit anderen regelmäßig zu musizieren. In einigen Kommunen übersteigt die Nachfrage das Angebot.

Private Musikschulen müssen ohne Zuschüsse konkurrenzfähig sein. Sie legen sich häufig auf einen bestimmten Instrumentalkanon fest, bieten auch Gesangsunterricht und können flexibel auf die Nachfrage reagieren. Mitgliedsschulen des Bundesverbands bdfm haben unter strengen Kriterien die Möglichkeit, das Qualitätszertifikat „zertifizierte Musikschule im bdfm e.V“ des Verbandes zu erwerben. Es gibt hier sowohl große Schulen mit einem Netz von Filialen als auch eignergeführte Musikschulen. Entsprechend unterschiedlich ist das Angebot.

Selbständige Musikpädagogen bieten Instrumentalunterricht für ihr jeweiliges Instrument, aber oft auch musikpädagogische Angebote in der Früherziehung an. Sie sind in der Regel Berufsmusiker, die häufig Instrumentalpädagogik studiert haben. Auch Gesangslehrer fallen in diese Gruppe. Der Ort des Musikunterrichts kann hier auch die vertraute häusliche Umgebung sein – muss es aber nicht. Das Renommee dieser selbständigen Lehrenden speist sich stark aus ihren öffentlichen Auftritten.

Musikvereine erteilen besonders im ländlichen Raum sowohl Instrumental- als auch Ensembleunterricht. Die deutsche Vereinsdichte nimmt von Südwesten nach Nordosten deutlich ab. Bei diesen vorwiegend Bläserkapellen, Spielmannszügen und Showbands ist die Instrumentenwahl allerdings eingeschränkt. Die Musikschüler können innerhalb eines Systems von Bundesleistungsstufen (D1-D3) Qualifikationen erwerben. Viele Vereine bieten über das Musizieren hinaus auch Gruppenaktivitäten an (Jugendcamps, Zeltlager, Feste, etc.) und prägen die Kultur ihres Heimatortes. In den großen Städten sind allerdings kaum organisierte Musikvereine zu finden.

Musikfreizeiten sind Kompaktangebote für unterschiedliche Leistungsstufen. Das Spektrum reicht für verschiedenste Instrumente von Schnupperkursen über Basiskurse bis hin zu Meisterkursen. Die Anbieter sind so vielfältig wie die Destinationen und reichen organisatorisch von Musikreiseunternehmen über Akademien bis hin zu Musikfreizeit-Vereinen. Neben deutschen Veranstaltern gibt es auch in den Niederlanden, in Österreich und in der Schweiz interessante deutschsprachige Angebote. Ob für zwei Tage, eine Woche oder länger: Zumeist bestehen die Programme aus Mischungen der Elemente Lernen, Musizieren, Geselligkeit und Urlaub. Je kürzer die Dauer, desto stärker steht das Musikalische im Mittelpunkt. Häufig steht am Ende auch eine öffentliche Aufführung.

Die Kosten

Allgemeine Angaben zu den Kosten musikalischer Bildung lassen sich kaum machen. Zu unterschiedlich sind die Preise nach Instrumenten, Art des Unterrichts, aber auch regional.

Für die musikalische Bildung ihrer Kinder müssen Eltern in der Regel recht tief in die Tasche greifen. Einzelunterricht von 45 Minuten pro Woche an einem Instrument an einer öffentlichen Musikschule kostet im Durchschnitt pro Jahr rund 1000 Euro. Dabei hängt dieser Tarif vom jeweiligen Standort ab und bewegt sich in einem Spektrum von 324 bis zu 1944 Euro (VdM Statistisches Jahrbuch 2018). Hinzu kommt die Anschaffung des jeweiligen Instruments bzw. die Gebühren für ein Leihinstrument.

Deutlich günstiger ist ein Unterricht in Singklassen, der im Jahr nur mit durchschnittlich 207 Euro bei 60 Minuten Unterricht zu Buche schlägt.

Die Kosten der Freizeiten bestimmen sich aus der Dauer der Maßnahme, der Qualität der Unterbringung , dem Renommee der Lehrkräfte und der Entfernung zum Freizeitort.

  1 comment for “Instrumentalunterricht – die Alternativen

  1. In den USA scheint es viel öfter an öffentlichen Schulen, Grundschulen und High Schools, Instrumentenklassen mit kostenlosen oder zu geringen Mietpreisen zu mietenden Leihinstrumenten zu geben oder Schulorchester, die auf diesen Klassen beruhen. In Deutschland hängt das oft noch davon ab, ob Eltern Instrumentalunterricht bezahlen und selbst Instrumente mieten oder anschaffen.
    Schade, dass es nicht in Deutschland auch immer öfter in Richtung Instrumentalunterricht in der Schule, in der Gruppe, gehen kann statt diese Bildung auf den Nachmittag und das Portemonnaie der Eltern zu verlegen. Damit wird auch so ein Zwei-Klassen-System geschaffen: Spielt kein Instrument oder „spielt nur Blockflöte“ vs. „spiel ein ‚richtiges‘ Instrument und erhält Unterricht in der Musikschule“.
    Damit können sich z.B. Kinder aus ärmeren Haushalten oft nicht für Musikgymnasien oder Orchester bewerben.

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