Neoromantische Klavier-Exkursionen mit Pfiff

Band 2 des »Romantic Piano Album« von Nicolai Podgornov erschienen

»Romantic Piano Album«, so bezeichnet Nicolai Podgornov seine neueste Sammlung für Klavier. Wer von diesem Titel ausgeht, stellt sich möglicherweise auf lauter Stücke voller Poesie und Gefühlsreichtum ein. Band 2 mit mittelschweren Kompositionen erfüllt solche Erwartungen durchaus, bietet aber auch Unerwartetes und Neuzeitliches. Der Komponist, Dirigent und Pädagoge spricht im Vorwort selbst von Überraschungen und Abenteuern und wünscht den Spielern jeden Alters Freude beim Spielen …

Diese Freude stellt sich bereits beim Anspielen der fünf Walzer ein, die zum Teil recht ausgedehnt ausfallen. Die Ausgangstonarten sind solche mit wenigen Vorzeichen, die Akkorde überschaubar und zur Hauptsache der linken Hand überlassen. Fließende Übergänge und naheliegende Modulationen führen in abwechslungsreiche reizvolle Klänge hinein. Eine gewisse Herausforderung – zugleich aber auch eine anregende spezielle Übungsmöglichkeit – stellen jene Walzermelodien dar, die in der zweigestrichenen Oktave notiert sind.

Einen ganz anderen Charakter haben Podgornovs Arrangements einer Paganini-Caprice, der schon Kultstatus erreichten Filmmusik »Comptine d’un autre été« von Yann Tiersen (aus »Die fabelhafte Welt der Amélie«), von Cole Porters »Night and Day« und der eigenen Musical-Melodie »Lullabay«. Die Anforderungen in Bezug auf die Harmonik sind dabei höher, bereiten aber keine besonderen Schwierigkeiten, weil auf überflüssiges Zierwerk verzichtet wird. Unter vier weiteren Eigenkompositionen verheißen die Titel »A Cool Thing« und »Foxtrott of the Scratchy Record« einen besonderen Pfiff: Die erstgenannte ist eine einfache, aber klangvolle Blues-Studie, die andere wirkt wie eine Persiflage auf gewisse Foxtrott-Automatismen.

Nicolai Podgornov’s Romantic Piano Album (Band 2)
ISBN 978-3-7024-7013-5
Universal Edition (UE 34983), EUR 14,95

musikschulwelt meint: Die Stücke zeigen die Handschrift eines erfahrenen Pädagogen, der seinen kleinen oder größeren Schülern aber nie das Gefühl gibt, dass hier etwas gelernt werden muss. Bei Nicolai Podgornov steht der Spaß am Spiel im Vordergrund. Insofern bieten diese Komposionen eine willkommene Abwechslung im Unterricht und können auch das Repertoire an Vortragsstücken auf unterschiedliche Art erweitern – und das sicher nicht nur bei Romantikern. [wbr]