Poppiges Entree in die Welt des Klavierspiels

»Piano Coach« – Band 2 der neuen Klavierschule von Mike Cornick erschienen

Eine neue Klavierschule? In seinem zweibändigen Werk »Piano Coach – Die Klavierschule für Anfänger und Wiedereinsteiger«, erschienen bei Universal Edition, gelingt es Cornick, der schon einige Publikationen mit gelungenen und stiltreuen eigenen Klavierstücken im Populärbereich (Latin/Rock/Jazz) veröffentlicht hat, tatsächlich neue Akzente zu setzen.

»Piano Coach« richtet sich explizit an jugendliche und erwachsene Anfänger ohne Vorkenntnisse und ist auch zum Selbststudium ausgelegt, gleichwohl mit der Empfehlung einer Lehrerbegleitung. Infolgedessen ist das Heft mit ausführlichen und genauen Erklärungen für jeden Lernschritt angereichert, sodass im Gesamtbild viel Text zwischen den einzelnen Stücken erscheint. Eine klare thematische Ordnung in die fünf Bereiche Notation – Technik – Spielstücke – Theorie – Gehörbildung in jedem der zehn bzw. neun Kapitel (Bd. 1/2) ergibt einen guten Überblick über die elementare Musiklehre und die handwerklichen Aspekte beim Erlernen des Klavierspiels.

Die Notation wird traditionell vom Mittel-C aus eingeführt und entwickelt. Es werden sukzessive Notenwerte, Pausen, alle üblichen Zeichensetzungen und Spielanweisungen genau dargestellt. Grafische Notationen und Ähnliches bleiben allerdings außen vor.

Im Bereich Technik werden analog zur Einführung der Notation vom Mittel-C aus einstimmig und mit beiden Händen begonnen, dann Lagen erweitert, transponiert, Skalenspiel mit Daumen-Unter-Übersatz eingeführt und mit Rhythmus-Übungen ergänzt. Schon in Band 1 wurde die Swing-Rhythmik und Blues-Skala vorgestellt. Mit Band 2 kommen nun Pedalspiel, erweitertes Skalen- und Arpeggienspiel hinzu.

Das Kapitel Theorie enthält umfassende elementare Musiklehre, z. B. Tonarten, Harmonielehre, Tempofragen, Dynamik, Akzidentien, Kirchentonarten, unterschiedlichste Taktarten, Intervalle, Kontrapunktik, physikalische Klangaspekte, Akkordsymbole, Quintenzirkel und Funktionsharmonik.

Die Gehörbildung bietet entsprechend zu jedem Lernschritt viele melodische, harmonische und rhythmische Übungen bis hin zu polyphonen Hörübungen mit vielen Übetipps und hilfreichen Erläuterungen. Bereichernd sind auch viele Vorschläge zum Üben, Hören und zur Vorgehensweise beim Lernen.

Die Spielliteratur ist stilistisch breit und anregend gefächert. Klassische Stücke durch drei Jahrhunderte stehen neben Traditionals, Blues-Jazz und Pop-Idioms, wobei ein Schwerpunkt deutlich im Bereich der Jazz- und Popularmusik liegt. Dabei sind die klassischen Stücke von Cornick oft (erleichternd) bearbeitet und es finden sich nur wenige Originalkompositionen. Dagegen sind die Stücke aus dem Popularbereich stiltypische Originale von Cornick selbst. Viele kostenlose Downloads unter www.universaledition.com/pianocoach1/2 erweitern das Angebot an Spielstücken zusätzlich.

Zusätzlich findet sich eine knappe Einführung zur Improvisation im Band 2. Anhand eines traditionellen Beispiels wird der Prozess der Improvisation modellhaft dargestellt. Auch hier ermöglicht die Internetseite eine Vertiefung dieses Themas.

Beiden Bänden liegt eine Play-Along-CD bei, auf der alle Stücke und Übungen als Hörbeispiele eingespielt sind. Zusätzlich gibt es viele motivierende Mitspiel-Arrangements und für die Gehörbildung Übe-Tracks, was für das Selbststudium eine effektive Hilfe darstellt. Leider sind die Einspielungen der einzelnen Klavierstücke aber nicht sehr ausdrucksstark und beklagenswerterweise – wie so oft – mit unbefriedigendem Digitalklavierklang hergestellt.

Cornick Mike: Piano Coach
Die Klavierschule für Anfänger und Wiedereinsteiger mit Referenz- und Play-Along CD
ISBN: 978-3-7024-7034-0
Universal Edition (UE 34992)
22,95 EUR

musikschulwelt meint: In der Summe zeigt sich „Piano-Coach“ als didaktisch sehr solide, breit gefächerte Klavierschule für stilistisch offene Spieler, die dann aber nach eigener Neigung ergänzende Literatur benötigen, vor allem, wenn es in die klassische Richtung gehen soll. Gänzlich außen vor bleibt zeitgenössische und experimentelle Musik, womit „Piano Coach“ eine eher traditionelle Schiene fährt. Ein Plus für den eigenen Gebrauch sind zum einen die vielen Play-Alongs  und zum anderen die eingeführte Stilvielfalt. Ein Minus beschert der unbefriedigende CD-Klavierklang und die künstlerisch matte Spielweise. Ebenso kritisch können manche Arrangements der klassischen Originale betrachtet werden angesichts der Tatsache, dass es so viel Originalliteratur für Klavier von hoher Qualität gibt. Immerhin hat das zu Hörende die allererste Vorbildfunktion! [Claudius Roller]

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