Pädagoge Elmar Preußer zur Mitverantwortung von Schülern und Eltern in der Musikschule
»Glauben Sie, dass zweimal Üben in der Woche bei meiner Tochter ausreicht?«
»Ich will nicht, dass meine Eltern zum Klassenvorspiel kommen; die hören mir ja sonst auch nicht beim Spielen zu!«
»Dieses Stück haben Sie zu wenig mit mir geübt, deshalb klappt das noch nicht!«
»Sie müssen viel strenger mit mir sein, das sagt meine Mutter auch immer!«
Es gibt wohl kaum Kollegen, die nicht schon mit solchen oder ähnlichen Äußerungen konfrontiert worden sind – Zeichen der Störung des sensiblen Kommunikationsdreiecks Schüler-Lehrer-Eltern.
Niemals zuvor sind Kinder und Jugendliche unseres Zivilisationskreises musikalisch so stumm geworden wie im Zeitalter totaler Medienpräsenz und allumfassender Musikberieselung. Versuchen wir Lehrer in unserer täglichen Musikschularbeit nicht ständig das endgültige musikalische Verstummen der uns anvertrauten Schüler zu verhindern?
Die Musikschule wirds schon richten …
Gut – das klingt jetzt vielleicht etwas zu dramatisch, aber in der Realität haben wir es oft mit Eltern zu tun, die ihr Kind einmal pro Woche vor einem Schulgebäude aus dem Auto steigen lassen in der Hoffnung, dass sie es nach einer halben Stunde musisch wertvoll angereichert wieder mitnehmen können. Dass dieses elterliche Verhalten oft durch knappe Zeitressourcen bedingt wird, ist uns klar. Doch wenn es der wöchentliche Normalfall ist, stimmt es uns nachdenklich; ebenso wie das Verhalten von Schülern, die in uns eine perfekt geölte Lehrmaschine sehen, die ihnen das gewünschte Musikstück auf ihrer Gehirnfestplatte abspeichert.
Auch wenn Eltern ihr Kind vor allem auf dessen eigenen Wunsch hin in die Musikschule schicken, sollten sie sein musikalisches Tun mit in ihre Lebenswirklichkeit nehmen. Schon die Fragen »Was hast du heute gelernt?« oder »Kann ich dein neues Stück einmal hören?« würden Erstaunliches bewirken, wenn sich die Eltern dafür wirklich etwas Zeit nähmen.
Zuhause Fragen stellen und sich interessieren
Die meisten unserer Kollegen beziehen die Eltern gern in den Anfangsunterricht mit ein, so dass die Kinder auch unter der Woche Hilfe und Anregung hätten. Bei vielen Müttern oder Vätern, denen ich das anbiete, stoße ich zunächst auf entsetzte Ablehnung (»Ich verstehe doch gar nichts von Musik«). Wenn ich ihnen klarmache, das es nur auf ihr Interesse am Tun ihres Kindes ankommt, und sie merken, dass für sie selbst die ersten Schritte in die Musikwelt genauso spannend sind wie für ihr Kind, ist das Musikmachen wieder Teil des Zusammenlebens geworden.
Wahrscheinlich haben auch viele der hier erwähnten Eltern und Schüler das Angebot »Musikschule« in seiner ganzen Breite noch nicht kennengelernt. Die Klassenvorspiele, in denen man neue Stücke hören kann, die Ensembles, die auf jedem Niveau vom Anfängerspielkreis bis zum großen Orchester die Freude am Zusammenspiel vermitteln und helfen, das Gelernte zu vertiefen, die vielfältigen Theorieangebote, die den musikalischen Bauplan entschlüsseln helfen. Dieses ganze Angebot »drumherum« lässt den Instrumentalunterricht erst zum Musikunterricht werden (und kostet nur wenig extra).
Schüler und Eltern können mitgestalten
Die älteren Schüler müssen sich darüber klar werden, welchen Stellenwert ihr musikalisches Hobby in ihrem Leben haben soll. Unsere Musikschule hat für jedes Können ein Angebot, doch wir wollen auch von Euch wissen, liebe Schüler, was Euch interessiert. Erst dann können wir auf Eure Wünsche noch besser eingehen.
Die Rheinische Musikschule (wie auch die entsprechenden anderen regionalen Einrichtungen) ist eine öffentliche Bildungseinrichtung, die von ihren Nutzern mitgestaltet wird. Also, liebe Eltern, sprechen Sie uns (Lehrer, Regionalschulleiter, Fachleiter und Direktion) an, engagieren Sie sich in unserem Förderverein, er ist auch ein Forum, wo Sie Ihre Wünsche äußern können! Und Euch Schüler rufen wir auf zur (erstmaligen) Gründung einer Schülervertretung, denn was man lernen will, lernt man leichter!
Elmar Preußer, Jahrgang 1953, studierte nach dem Abitur 1972 Schulmusik an der Musikhochschule Köln und Geschichtswissenschaft an der Kölner Universität. Im Anschluss daran studierte er Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Cello. Nach Lehrtätigkeit an den Musikschulen Düsseldorf und Rheinbach ist er seit 1992 Leiter der Fachbereiche »Tiefe Streicher« und »Ensemble« an der Rheinischen Musikschule Köln. Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit ist der Unterricht am Musikzweig des Humboldt-Gymnasiums. Darüber hinaus leitet er das dortige Streichorchester »StringMix«.
musikschulwelt dankt ihm für diesen Gastbeitrag.
Tja, es gibt eben Schüler: innen denen reicht 45 min Unterricht in der Woche um besser zu werden. Die meisten jedoch sollten zwischen 10 und 30 Minuten täglich üben.
Only my 2 cent.
Andi Lux.