Abschied von einem Spezialisten für musikalische Begabungsforschung

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Musikpädagoge Hans-Günther Bastian verstorben

Sein Name wird noch lange in der Musikforschung nachhallen, zumal eine seiner bedeutendsten Untersuchungen unter dem Namen »Bastian-Studie« international bekannt wurde: Von 1992 bis 1998 hatte Bastian den Musikunterricht an Berliner Grundschulen untersucht, um auf empirischer Basis den Nachweis zu führen, dass Musikunterricht positive Auswirkungen auf die soziale Kompetenz, die Lernmotivation sowie das Konzentrationsvermögen von Kindern hat. In einer auch für den Laien verständlich geschriebenen Zusammenfassung komprimierte er diese Erkenntnisse in dem Buch »Kinder optimal fördern – mit Musik« (ISBN: 978-3-254-08381-4, EUR 7,99), das mittlerweile in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde.

Seine Studie beweist: Musikunterricht steigert die Intelligenz

In seiner 2000 bei Schott Music erschienenen Langzeitstudie »Zum Einfluss von erweiterter Musikerziehung auf die allgemeine und individuelle Entwicklung von Kindern« (kurz: »Bastian-Studie«) hatte der Wissenschaftler  Schüler mit regulärem Musikunterricht sowie Schüler mit verstärktem Musikunterricht über sechs Jahre in Bezug auf die Entwicklung bzw. Veränderung ihres Sozialverhaltens, Intelligenzquotients und ihrer Konzentrationsfähigkeit verglichen. Zum Ende der Studie hin konnte eine Steigerung des Intelligenzquotienten bei der gesamten Gruppe mit verstärktem Musikunterricht festgestellt werden, also gleichermaßen bei Kinder mit zu Studienbeginn unterdurchschittlichem, durchschnittlichem oder hohem IQ.

Prof. Dr. Hans-Günther Bastian lehrte Musikpädagogik an den Universitäten Gießen, Bonn, Paderborn (1986-1998) und zuletzt von 1998-2005 am Institut für Musikpädagogik der Goethe-Universität in Frankfurt, dessen Direktor er war. 1992 gründete er das Institut für Begabungsforschung und Begabtenförderung in der Musik (IBFF). Außerdem war er Vorsitzender verschiedener Bundesverbände, darunter des Arbeitskreises musikpädagogische Forschung (1980-1986) und der Bundesfachgruppe Musikpädagogik (1985-1989). Am 11. Juli 2011 verstarb er 67-jährig bei einem Verkehrsunfall.